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#1 – Brasilien Bourbon Santos: Die erste Röstung

Die erste Röstung mit der Heissluftfritteuse war rückblickend schon etwas abenteuerlich, da sie verhältnismäßig chaotisch abgelaufen ist. Wir beide wussten nicht so recht, was uns erwarten wird bzw. was passieren wird. Aber die Neugier war riesig und wir konnten es kaum erwarten, die ersten Bohnen darin zu rösten. Das erste Problem: Wir hatten zwar Rohkaffee bestellt, allerdings noch nicht erhalten. ABER: Wir wollten rösten und zwar noch am selben Tag, also musste eine Lösung her.

Die Lösung des Problems

Daher machten wir uns direkt (es war ja erst 17 Uhr an einem Mittwoch) auf die Suche nach lokalen Röstereien in der Hoffnung, dass noch eine geöffnet hat und wir dort etwas Rohkaffee kaufen können. Das Telefonat war wohl für beide Seiten erstmal etwas verwirrend aber keine halbe Stunde später standen wir in der Schubertmühle in Pappendorf, im Herzen des Striegistals, in Sachsen. Vorweg gesagt: Es war wohl ein glücklicher Zufall und eine Begegnung, die uns auf jeden Fall sehr erfreut hat und bis heute noch eine wichtige Rolle in unserem Projekt spielt. Aber darauf werde ich später noch etwas genauer eingehen.

Thomas Dietrich, Inhaber der Schubertmühle und Röstmeister der dortigen Kaffeerösterei hat uns herzlich und freundlich mit einer leckeren Tasse Kaffee und einem Espresso in wohliger Atmosphäre in seinem Café empfangen. Nach einer Führung, an der wir spontan teilgenommen haben, durch die Kaffeerösterei und Senfmühle haben wir uns mit ihm zusammengesetzt und von unserer Idee erzählt. Trotz seiner „Ihr seid schon etwas verrückt, aber macht mal!“ Reaktion, haben wir uns mit ihm austauschen können, viele hilfreiche Tipps erhalten und sind schlussendlich glücklich und gespannt mit dem ersten Kilo Rohkaffee aus Brasilien zurück nach Hause.

Das erste Mal

Nun konnte es endgültig losgehen. Bohnen abwiegen, in diesem Fall 250g Rohkaffee, Gerät vorheizen, Bohnen einfüllen und los! Der Grillkorb (unmodifiziert) drehte sich munter los und die Bohnen rasselten bei gemütlichen 2,5 Umdrehungen pro Minute und direkter Hitzestrahlung von oben in der Trommel. Man konnte beobachten, wie sich die Bohnen langsam von grau-grün zu gelb verfärbten und an Volumen zunahmem. Der ursprüngliche Duft von Heu und Wiese des Rohkaffees veränderte sich langsam in Richtung frischen Toast, bis schlussendlich die ganze Wohnung vom Duft erfüllt war. Kurz danach begann eine leichte Rauchentwickung in der Maschine, wir hatten also den eigentlich Bereich der Röstung, also den Beginn der Maillard Reaktion erreicht. Alles lief bisher relativ gut und ohne böse Überraschungen. Alles, was wir bis dahin erwartet hatten, war auch eingetreten. Allerdings wird durch die Heizlampe und das Sichtfenster die Farbwahrnehmung etwas verzerrt und es gibt abosult keinen Hinweis auf die aktuelle Bohnentemperatur, lediglich der schwach zu hörende First-Crack ließ einen groben Schluss auf die Temperatur zu. Daher mussten wir uns auf ein Gefühl verlassen, das wir bis dahin absolut noch nicht entwickelt hatten. Das Ergebnis war also eher ein Zufälliges.

Nach ca. 20 Minuten in der Trommel war der große Moment gekommen und wir haben die heißen und rauchenden Bohnen aus der Trommel entnommen und in einen Sieb geschüttet, um sie herunterzukühlen. Da wir den Prozess etwas beschleunigen wollten, haben wir die Kaltluftfunktion unseres Föns verwendet. Das war wohl die schlechteste Idee im ganzen Prozess. Die Kaffeehäutchen flogen wild durch die ganze Küche und fanden den Weg in jede noch so kleine Ritze. ABER: der Kaffee war rasch gekühlt.

Das Ergebnis

Das Ergebnis konnte sich zumindest optisch erstmal sehen lassen. Allerdings war uns sofort klar, dass das so nicht mehr gemacht wird. Hier wurde gleich die Idee zum Bohnenkühler geboren und wenige Tage später auch direkt umgesetzt. Zuruück zum Ergebnis: Das Bohnenbild war für den ersten Versuch, optisch gesehen, erstmal gelungen. Wir waren zu dem Zeitpunkt immernoch sehr überzeugt, dass wir auch ein sehr gutes geschmackliches Ergebnis erreichen werden.

Nun begann eine scheinbare endlos lange Wartezeit (es waren ca. 5 Tage, was zeitlich gesehen eigentlich noch zu früh ist), bis der Kaffee überhaupt seine Trinkreife erreicht. Nach der Röstung ein Kaffee erstmal eine Weile lagern, um auszugasen und sein volles Aroma zu entwickeln. Dazu sollte er so gelagert werden, dass kein Sauerstoff an den Kaffee kommt, das entstehende CO2 aber entweichen kann und der Kaffee lichtgeschützt ist. Alles andere würde die Aromen des Kaffees zerstören, bevor sie richtig entwickelt sind.

Die erste Verkostung

Als es endlich soweit war, waren sehr gespannt und haben die Bohnen voller Erwartung in den Kaffeevollautomat gefüllt. Die Maschine begann zu mahlen und die erste Tasse eigener Kaffee war geboren. Der Duft des frischen Kaffees erfüllte den Raum und wir waren erstmal stolz auf unsere erste Tasse Kaffee mit selbstgeröstetem Kaffee aus der Heissluftfritteuse.

Zugegeben, der Kaffee war absolut nicht perfekt und hatte für einen schönen Kaffee etwas zu viele Röstaromen durch eine viel zu lange Röstung entwickelt. Allerdings war es trotzdem ein trinkbarer Kaffee, eben mit noch kleinen Fehlern im Geschmack. Insgesamt war die Röstung für uns erstmal ein kleiner Erfolg und ein kleiner Schritt auf einem hoffentlich noch langem Weg und unsere Begeisterung für die Kaffeerösterei wurde deutlich gesteigert.

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