
#9 – Costa Rica Tarrazu: Sensorcheck mit Erkenntnissen!
Nachdem wir letzte Woche riesen Probleme bei der Röstung hatten, saß der Schock erstmal tief. Der Ausfall unseres Temperatursensors kam sehr unerwartet. Während der Röstung hatten wir daher zuerst vermutet, dass der Sensor abgebrochen sein könnte. Aber die Fehlersuche hat das zum Glück nicht bestätigt. Nun woran lag es aber dann?
Gehen wir der Frage einfach mal auf den Grund: Zum einen stehen wir noch relativ am Anfang mit unseren Röstungen. Zwar können wir bereits gute Ergebnisse erzielen, allerdings ist unser Setup, was Hardware und Software angeht, noch nicht finalisiert. Wir testen daher immer mal wieder unterschiedliche Einstellungen in Artisan, oder auch bei der Abtastung der Temperatur mit unseren Sensoren.
Im Nachgang konnten wir zumindest auf Seiten der Hardware, also dem Sensor selbst oder unserem Analog-Digital-Wandler, keine Fehler feststellen. Wir haben den Sensor eine halbe Stunde lang die Raumtemperatur messen lassen und konnten in diesem Test keine Fehler erkennen. Von daher gehen wir eher davon aus, dass die Einstellungen in Artisan in Kombination mit unseren eigenen Skripten zum Problem geführt hat und dadurch fehlerhafte Werte erzeugt wurden.
Da wir aber nicht zu 100% sicher waren, musste ein Test her. Dieser Test ist unsere Röstung #9. Als Rohkaffee haben wir einen Arabica Kaffee aus Costa Rica, genauer aus der Region Tarrazu, gewählt.
Das Röstprofil
Diesmal werden wir euch 2 Röstprofile präsentieren, die aber die selbe Röstung zeigen. Das Erste wird auf den ersten Blick etwas verwirrend und wenig aussagekräftig sein. Das Zweite wird eher ein gewohntes Bild abgeben. Wie das zustande kommt, werden wir anschließend aufklären. Schaut erstmal rein.


Die Auswertung
Die Auflösung ist relativ einfach. Das erste Bild zeigt ungeglätteten Sensorwerte, wie sie von den Sensoren geliefert werden. Das zweite Bild stellt die geglätteten bzw. gemittelten Werte dar, die für die Interpretation und Auswertung besser zu lesen sind. Wir haben uns, um den Fehler eventuell besser nachvollziehen zu können, dazu entschlossen die Glättungen abzuschalten und zu schauen, wie unsere Werte wirklich aussehen. Darüber lassen sich Messfehler und störendes „Rauschen“ in den Werten besser feststellen. Dabei haben wir deutlich gesehen, dass unsere Messwerte stark von Störeinflüssen durchzogen sind. Was auf jeden Fall ein Problem darstellt, welches wir angehen sollten. Zu erkennen ist dies an den großen Schwankungen in der RoR-Kurve.
Röstung und Geschmack
Noch ein paar Worte zum Röstvorgang selbst. Die Röstung ist nicht ganz nach Plan verlaufen. Kurz nach Beginn der Maillard Phase ist ein erster „Flick“, also ein Aufbäumen zu erkennen, welcher sich kurz nach dem First-Crack wiederholt. Danach ist ein kleiner Crash zu erkennen. ABER: Die Röstung hat sich zum Ende trotzdem gut entwickelt. Wir hatten ca. 17% Entwicklungszeit angestrebt und wollten damit bei ca. 216°C Zieltemperatur landen. Also sind wir nicht weit von unseren Zielwerten entfernt. Auch das geschmackliche Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben eine angenehme, aber eher körperarme Tasse Kaffee mit schönen fruchtigen Aromen und angenehmer Säure erhalten. Das hat uns nach dem Ärger der letzen Röstung wirklich sehr gefreut. Wir haben den Kaffee dadurch umso mehr genießen können.
Die Änderungen
Auf Grund der Erfahrungen dieser Röstung haben wir noch ein paar Änderungen abgeleitet:
- Zum einen haben wir die Skripte überarbeitet, die die Sensorwerte einlesen. Wir haben hier die Frequenz für die Übertragung verringert und die Anzahl der Messungen optimiert, die dann gemittelt werden. Durch die analoge Abtastung springen die abgelesenen Werte immer etwas hin und her. Wir haben daher immer mehrere Messungen durchgeführt und diese dann gemittelt. Das bringt etwas mehr Stabilität in die Messwerte.
- Ebenso haben wir einen Kondensator verbaut, der die Spannungsversorgung der Analog-Digital Wandler stabilisiert und kurze Schwankungen damit ausgleichen kann.
- Zusätzlich haben wir auf die aktuelle Artisan Version (2.1.2) geupdatet und das Abtastintervall auf 1 Sekunde verringert, um mehr Sensorwerte zu erhalten. Dazu haben wir noch die „Überabtastung“ aktiviert, was dazu führt, dass pro Intervall 2 Messungen erfolgen und diese nochmals gemittelt werden. Damit sollten wir in der Lage sein mit weniger Glättung in Artisan auszukommen und damit noch direkteres Feedback während der Röstung erhalten.
Wir hoffen, dass wir damit die Qualität unserer zukünftigen Röstungen weiter verbessern können. Wir werden sehen, was die kommende Röstung offenbaren wird.

