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#4 – Indonesien Sumatra Gayo BIO: Der erste Erfolg!

Nachdem wir die Erfahrungen und Fehler aus den vorigen Röstungen ausgewertet hatten, haben wir uns an die Röstung #4 gewagt. Diesmal haben wir einen sehr aromatischen und kraftvollen Kaffen gewählt und zwar einen Indonesien Sumatra Gayo BIO. Mit diesem haben wir einen neuen Versuch gestartet, in der Hoffnung, dass wir mit den neuen Erkenntnissen ein deutlich verbessertes Röstprofil erhalten.

Die Heizleistung

Als Erstes werden wir erläutern, was sich zur vorigen Röstung verändert hat. Den heftigen RoR-Crash am Ende der letzten Röstung haben wir etwas genauer analyisiert und festgestellt, dass die Regelung der Brennerleistung nicht so linear verläuft, wie wir uns das gedacht haben. Wir haben uns daher ein Messgerät organisiert, damit wir die tatsächliche Leistungsaufnahme messen konnten. Damit haben wir dann in 5%-Schritten abwärts alle Stufen manuell bestimmt und in unsere Skripte zur Steuerung übertragen. Jetzt können wir uns sicher sein, dass wenn wir 5% weniger Leistung einstellen, wir auch genau 5% weniger Leistung haben. Damit haben wir endlich eine zuverlässige und genaue Steuerung für unser Heizelement.

Die Ventilation

Im nächsten Schritt haben wir uns entschlossen, die bisher unbeachtete Stärke der Ventilation anzupassen und die Änderungen auch in Artisan zu dokumentieren. Zu erkennen sind die Einstellungen im Röstprofil an den grünen Kästchen an der BT-Kurve (blau). Hier wird die Stärke der Ventialtion zwischen 30% und 100% angegeben. Aktuell haben wir zumindest 3 Stufen (33%, 66%, 100%), was für den ersten Test erstmal ausreichend ist. Das Ziel ist es aber in naher Zukunft eine stufenlose Regelung des Ventilators zu ermöglichen. Damit hätten wir dann deutlich mehr Einstellmöglichkeiten, um den First-Crack entsprechend vorzubereiten und die Röstung sauber durch den First-Crack zu führen.

Als letzte Neuerung haben wir die Ableitung der Umgebungstemperatur mit in Artisan eingeschaltet. D.h. die goldene Kurve (Delta ET) im Profil ist die selbe Kurve, wie die RoR-Kurve für die Bohnentemperatur. Wir werden erstmal aber nicht näher darauf eingehen.

So, damit habt ihr erstmal einen Überblick über alle Änderungen und Neuerungen, damit keine Verwirrungen entstehen, wenn ihr euch das Röstprofil anschaut. Wie immer bekommt ihr erstmal das Profil und könnt euch euer eigenes Bild von der Röstung machen.

Auswertung

Mit dieser Röstung haben wir es das erste Mal geschafft, dass der Verlauf der RoR-Kurve einen erträglichen Anblick bietet. Der Verlauf der Kurve ist bei dieser Röstung deutlich gleichmäßiger und nicht geprägt von Plateau-Phasen oder größeren Crashs. Wir haben diesmal sehr viel Wert auf die Regelung der Brennerleistung gelegt und versucht diese möglichst ist kleinen Schritten langsam anzupassen. Im Bereich um den First-Crack haben wir, wie im letzten Ausblick erwähnt, die Finger von der Heizleistung gelassen. D.h. wir haben die Heizleistung ca. 30-45 Sekunden vor dem First-Crack eingestellt und bis 30-45 Sekunden nach dem First-Crack nicht mehr angerührt. Zwar haben wir bei dieser Röstung ein leichtes Aufbäumen des Kaffees vor dem First-Crack, allerdings ist der große Absturz ausgeblieben. Wir haben es damit deutlich besser über den First-Crack geschafft.

Dafür haben wir diesmal einen anderen Fehler begangen und die Ventilation zu spät eingeregelt bzw. erhöht. Die Änderung der Ventilation fiel direkt auf den First-Crack und scheint damit die Röstung negativ beeinflusst zu haben. Verstärkt wird der Effekt durch die große Änderung der Ventilationsrate pro Schritt (von 66% auf direkt 100%). Wir vermuten, dass das der Grund für den leichten Crash gegen Ende der Röstung war. Auch wenn das nicht so dramatisch ist, würden wir es trotzdem gerne vermeiden.

Das „Aufbäumen“ des Kaffees

Das Aufbäumen, im englischen „flick„, des Kaffees bezeichnet den plötzlichen Anstieg der Rate-of-Rise meist im Bereich um den First-Crack. Hervorgerufen wird das Aufbäumen des Kaffees, durch den Wechsel von der endothermen zu einer exothermen Reaktion. Zu diesem Zeitpunkt geben die Bohnen ihre eingeschlossene Hitz frei und es kommt zu einer erhöhten Menge an Wärme in der Trommel. Da das Ziel allerdings eine stetig leicht fallende RoR-Kurve sein soll, müssen wir entsprechende Maßnahmen einleiten, die dieses Verhalten eindämmen. Dazu gehören unter anderem die schrittweise Verringerung der Heizleistung und zuästzlich die langsame Erhöhung der Ventilation. Mit der Anpassung dieser beiden Parameter sollten wir in der Lage sein, diesen „flick“, also das Aufbäumen, zu vermeiden. Wobei wir davon ausgehen, dass wir noch einige Röstungen benötigen, um die die richtigen Maßnahmen zur passenden Zeit auszuführen.

Geschmack

Wenn ihr etwas meht über den Geschmack in die Qualtität der Röstung erfahren wollt, könnt ihr dies gerne im Artikel über unser erstes Cupping nachlesen. Dort wurde genau diese Röstung vercuppt und bewertet. Vorweg genommen, wir sind durchweg zufrieden und genießen diesen ausgewogenen und vollmundigen Kaffee sehr. Für uns war diese Röstung bisher der größte Erfolg.

Ausblick

Zukünftig werden wir weiterhin den Bereich um den First-Crack sehr genau beobachten und versuchen die optimalen Einstellungen hierfür zu finden. Das Ziel ist es die Röstung gegen Ende hin besser kontrollieren zu können und die offensichtlichen Fehler zu vermeiden. Dafür werden wir zuerst die Steuerung der Ventilation umbauen. Ziel ist die genauere Einstellung des Ventilators, um die Leistung in kleinen Schritten erhöhen zu können. Die passenden Bauteile sind bereits vorhanden und warten auf den Einbau und die Einbindung in die Software Artisan. Ihr dürft gespannt sein, was der Umbau und die bessere Kontrolle bewirkt!

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